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Veränderungen der deutschen Erinnerungskultur

Gedenken im digitalen Raum - künstlerische und inklusive Ansätze

Ausdruck und Formen des Gedenkens sind vielfältig. So gehören Denkmäler, Mahnmale, Rituale wie Kranzniederlegungen seit Jahrhunderten zur deutschen Gedenkkultur. Doch in einer Welt globaler Vernetzung beeinflussen die digitalen Medien zunehmend unser Verständnis von der Vergangenheit und schaffen neue Formen des Erinnerns. Das Gedenken im digitalen Raum hat nicht zuletzt durch die Corona Pandemie bedingt stark zugenommen. Auch gibt es erfreulicherweise immer mehr Projekte, die einen inklusiven Ansatz verfolgen.

Meines Wissens war das seit 2011 existierende virtuelle Informations- und Gedenkportal www.gedenkort-t4.eu eine der ersten Internetseiten, die nicht nur umfangreiche geschichtliche Fakten zum Thema der nationalsozialistischen "Euthanasie" präsentiert, sondern Brücken zu Themen der Gegenwart und Zukunft schlägt. Bis heute erreicht dieses Internetangebot deutschland- und europaweit viele Menschen.

Hier einige Projekte und Initiativen, die teilweise eng mit Gedenkort-T4.eu verbunden sind, und für die Vielfalt und Inklusion nicht leere Worthülsen sind:

Bildungsangebote in Leichter Sprache

Bevor 2015 mein Buch "Annas Spuren" als Kurzfassung in einfacher Sprache erschien, hatte ich wenig oder kaum Ahnung von dem Konzept der Leichten oder Einfachen Sprache. Inzwischen bin ich zutiefst davon überzeugt. Das Buch ist für Menschen gedacht, denen aus unterschiedlichsten Gründen das Lesen schwer fällt. Ein Teil der Leserschaft ist wie Anna geistig behindert. Sie alle haben ein Recht darauf zu erfahren, was in der Vergangenheit passiert ist. Kurz nach Erscheinen des Buches schrieben mir Schüler*innen einer Schule für Menschen mit einer geistigen Behinderung: "Wir fanden das Buch gut, spannend und auch traurig. Wir können froh sein, dass alle Menschen, auch die mit einer Behinderung, heute ihr Leben leben können und nicht mehr verfolgt werden. Das darf nicht wieder passieren. Wir sind alle Menschen." Eine Rückmeldung, die mich sehr gerührt hat! Besser kann man es nicht ausdrücken.

In allen Gedenkstätten an den Orten der sechs T4-Tötungszentren gibt es inzwischen analoge und digitale Bildungs- und Vermittlungsangebote für behinderte Menschen. Dazu gehören Führungen von Menschen mit Lernschwierigkeiten ("Guides"), Publikationen in Leichter Sprache, in Gebärdensprache oder in Brailleschrift. Es sind Projekte, die ohne die Beteiligung von Menschen mit Behinderungen gar nicht denkbar wären.

Theater gegen das Vergessen

"Ja, ich behaupte darum, dass das Theater eines der machtvollsten Bildungsmittel ist, die wir haben: ein Mittel, die eigene Person zu überschreiten, ein Mittel der Erkundung von Menschen und Schicksalen und ein Mittel der Gestaltung der so gewonnenen Einsicht." (H. v. Hentig: Bildung. Ein Essay, 1996, Beltz Verl.)

 

Die Anzahl von Theaterprojekten, die das Thema der NS-"Euthanasie" aufgreifen, hat auch dank des Wettbewerbs "andersartig gedenken on stage" stetig zugenommen. Hier einige Beispiele:

  • andersartig gedenken on stage Der bundesweite Wettbewerb für Schul- und Jugendtheater zu Biographien der Opfer der NS-"Euthanasie"-Verbrechen wurde zum ersten Mal 2015 ausgeschrieben. Seitdem fördert er die persönliche Auseinandersetzung mit Einzelschicksalen von Opfern und baut Brücken zwischen dem Leben der heutigen jungen Generation und der Vergangenheit. Das Projekt unterstützt ausdrücklich Kooperationen zwischen schulischen oder außerschulischen Theatergruppen und Gruppen, die mit Menschen mit Behinderungen arbeiten. Es war mir eine Ehre, den Wettbewerb zweimal als Mitglied der Jury zu begleiten. Ein ganz besonderer Dank an Stana Schenck!

  • Eine ganz persönliche Bedeutung hat für mich das Kinder- und Jugendtheater mini-art, dessen Spielstätte sich auf dem Gelände der psychiatrischen Klinik Bedburg-Hau befindet. Das Team setzt sich bereits seit vielen Jahren mit der NS-"Euthanasie" auseinander und hat verschiedene Projekte mit Jugendlichen und zwei Theaterstücke entwickelt. 2012 wurde dort zum ersten Mal das Theaterstück Ännes letzte Reise inszeniert. Es basiert auf dem Schicksal meiner Tante Anna Lehnkering, die 1940 von Bedburg-Hau aus ihre letzte Reise in die Gaskammer von Grafeneck antrat. Heilendes Theater (mini-art.de)

  • Anlässlich der Gedenkveranstaltung an der Tiergartenstraße 4 am 2. September 2022 spielte das inklusive Ensemble des Vereins Theater in der Tonne e.V. Reutlingen das berührende Theaterstück Hierbleiben, Spuren nach Grafeneck. Mit dieser ungewöhnlichen und künstlerisch vielfältigen Form des Straßentheaters erreicht das Ensemble die Menschen unmittelbar vor Ort und schlägt eine eindrucksvolle Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

  • Mehr als zwanzig Jahre nach der Uraufführung in Italien fand Anfang 2023 in Berlin die deutsche Erstaufführung des Theaterstücks T4. OPHELIAS GARTEN von Pietro Floridia statt. 
    siehe Psychiatrienetz: Floridia: Ophelias Garten

  • Frauen der Unterwelt. Sieben hysterische Akte wurde am 23. Februar 2023 vom Staatstheater Augsburg uraufgeführt. "Mit »Frauen der Unterwelt. Sieben hysterische Akte« kommt ein berührender und aufrüttelnder Theatertext zur Uraufführung. Im Zentrum der Handlung stehen sieben unangepasste Frauen, die in der NS-Zeit den sogenannten »Krankenmorden« zum Opfer fielen. Aus verschiedenen Perspektiven werden ihre Biografien beleuchtet, Mechanismen von Macht und Gewalt offengelegt, aber auch Widerständigkeit und Selbstermächtigung thematisiert. Vor gespenstischer Kulisse, anschaulich erzählt und ineinanderfließend inszeniert, spielt das Ensemble gegen das Vergessen an." (Quelle: Staatstheater Augsburg)

    Das Theaterstück basiert auf dem Text von  Tine Rahel Völcker "Frauen der Unterwelt". Anlässlich der Gedenkveranstaltung am 1. September 2023 am Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen "Euthanasie"-Morde in der Tiergartenstraße 4 las Tine Rahel Völcker Auszüge aus ihrem Text. Eine sehr berührende Lesung, vor allem an diesem für unsere Erinnnerungskultur so besonderen Ort!

  • Sie rufen außerhalb der Sprechzeiten an - Ein Psychical Das musikalische Theaterstück mit und von Miriam Schwan, Johannes Still und Carola Söllner wurde im November 2022 im Brandenburger Theater in Brandenburg an der Havel uraufgeführt. Es thematisiert psychische Störungen aus der Sicht von Betroffenen und "möchte dazu beitragen, Vorurteile abzubauen, Menschen zu informieren und die Welt ein bisschen offener zu machen". Auch die Lebensgeschichte meiner Tante Anna ist Teil des Stückes, was für mich natürlich eine ganz besondere Bedeutung hat. Das Stück war für den Deutschen Musical Theaterpreis 2023 in zwei Kategorien nominiert: Beste Liedtexte: Miriam Schwan & Carola Söllner Beste Darstellerin in einer Hauptrolle: Miriam Schwan
    Am 9. Oktober 2023 wurde das Stück im Berliner Theater des Westens mit dem Deutschen Musical Theater Preis für die besten Liedtexte ausgezeichnet!!!

  • Am 13. November 2024 habe ich im Deutschen Theater Berlin das zutiefst bewegende und ergreifende Theaterstück F. Zawrel – Erb-Biologisch und sozial minderwertig von Nikolaus Habjan sehen können.
    - Vorführung des Theaterstücks »F. Zawrel – Erb-Biologisch und sozial minderwertig« - Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas

    - "F. Zawrel – erbbiologisch und sozial minderwertig" - Nikolaus Habjan

Spielfilme und filmische Dokumentationen  

Es gibt eine Vielzahl filmischer Dokumentationen, in denen es um die Themen NS-"Euthanasie" und Zwangssterilisation geht - ein schwieriger Stoff, der meines Wissens bisher nur in wenigen Spielfilmen behandelt wurde.

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